Der Klavierstimmer kommt: Was erwartet mich?


Wie lange dauert der Stimmtermin etwa?

Normalerweise dauert ein Termin zum Klavier- oder Flügelstimmen rund 1,5 bis 2 Stunden. 

 

Wie bereite ich mein Instrument vor?

Damit alles reibungslos läuft, ist es hilfreich, wenn wir problemlos an die Stimmwirbel gelangen können. Dazu sollte bitte alles, was auf dem Instrument liegt - etwa Noten, Stifte, Deckchen oder sonstige Deko - abgeräumt werden. Das Gleiche gilt für Bilder, die direkt über dem Klavier an der Wand hängen, falls diese das Öffnen des Deckels behindern.

Die Stimmwirbel befinden sich bei Klavieren hinter der Vorderfront-Abdeckung. Wenn wir zu Ihnen kommen, werden wir zunächst die Abdeckung entfernen. Dazu öffnen wir den Deckel, lösen die beiden Riegel rechts und links an den Seiten am oberen Rand des Klaviers und nehmen dann die Frontplatte nach vorne heraus. Bei Flügeln muss nur die Platte mit dem Notenpult abgenommen werden, um an die waagerecht liegenden Stimmwirbel zu gelangen. 

 

Muss ich die ganze Zeit zu Hause sein?

Sie müssen in dieser Zeit nicht durchgängig zu Hause sein, solange uns jemand ins Haus lassen kann. Aber meist ist es für die Besitzer ganz spannend, ihr Instrument einmal von innen zu sehen. Außerdem können Sie uns dann Ihre Fragen rund um Ihr Instrument stellen.

 

Muss während des Stimmens absolute Ruhe herrschen?

Damit der Klavierstimmer auch feine Nebengeräusche, Schwebungen und Obertöne wahrnehmen kann, sollte es schon ruhig im Raum sein. Je leiser die Umgebung, desto besser kann sich der Stimmer auf das Hören konzentrieren. Denn wir stimmen ausschließlich nach Gehör. Elektronische Stimmhilfen oder gar Stimm-Apps benutzen wir nicht, da nur das menschliche Gehör alle feinen Nuancen und das Schwingungsverhalten eines Klaviertons perfekt wahrnehmen kann.  All dies bedeutet aber nicht, dass sich niemand mehr im Zimmer aufhalten darf. Sie dürfen uns auch gern kurz während des Stimmens ansprechen, wenn Ihnen eine Frage unter den Nägeln brennt.

 

Können Sie mein Klavier/Flügel auch direkt vor Ort reparieren, wenn etwas kaputt ist?

Sollte Ihnen vor dem Stimmtermin bereits ein Defekt an Ihrem Instrument aufgefallen sein, teilen Sie uns das bitte schon bei der Terminvergabe mit.  So können wir ggf. etwas mehr Zeit einplanen. Sollte uns ein Defekt während des Stimmens auffallen, werden wir Ihnen das selbstverständlich mitteilen und gemeinsam mit Ihnen besprechen, was gemacht werden kann/soll. Wir bringen immer einen Werkzeugkoffer mit, so dass wir kleinere Arbeiten in der Regel bei Ihnen zu Hause durchführen können, wenn es zeitlich passt. Das gilt auch für den Fall, wenn evtl. die Klaviermechanik nicht mehr optimal eingestellt ist und einer Feinjustierung (Regulierung genannt) bedarf. Für zeitintensivere Arbeiten, die beim Stimmtermin nicht mehr erledigt werden können, vereinbaren wir gern einen neuen Termin.  Bitte haben Sie Verständnis, dass wir Arbeiten, die über das reine Stimmen hinaus gehen, gesondert in Rechnung stellen müssen.

 

Lässt sich eigentlich jedes Instrument stimmen?

Jedes Klavier, jeder Flügel ist ein Unikat. Ob sich ein Instrument stimmen lässt und wie gut es anschließend die Stimmung hält, ist daher immer vom mechanischen und baulichen Zustand eines jeden Instruments sowie - ganz wichtig! - vom Raumklima (siehe unten) abhängig.  Grundsätzlich lässt sich sagen: Je länger ein Instrument nicht gestimmt wurde und je stärker das Raumklima schwankt, desto schwieriger kann es sein, es auf 440 Hz ( = Kammerton A) zu bekommen und zu behalten. Manche Klaviere sacken um mehrere Halbtöne ab, wenn sie jahrelang nicht gestimmt wurden. Würde man sie direkt auf 440 Hz zu stimmen versuchen, könnten die Saiten reißen. Hier empfehlen wir mehrere Stimmungen im Abstand von einigen Wochen. Das kann auch bei ganz neuen Saiten der Fall sein; auch sie halten die Stimmung nicht immer sofort und müssen mitunter noch einmal nachgestimmt werden. 

Sollte Ihr Instrument aufgrund von mechanischen Defekten nicht problemlos stimmbar sein, müssen wir vor dem eigentlichen Stimmen ggf. zusätzliche Arbeiten durchführen, um es wieder stimmbar zu machen. Bitte haben Sie Verständnis, dass wir in solchen Fällen die zusätzlichen Arbeiten gesondert in Rechnung stellen müssen.

 

Was hat das Raumklima mit der Stimmung zu tun?

Ein Klavier besteht überwiegend aus Holz, Metall und Filzen. Alle drei Werkstoffe "arbeiten", d.h. sie dehnen sie bei Wärme und Feuchtigkeit aus und ziehen sie bei Kälte und Trockenheit zusammen. Optimal sind rund 18-22 Grad Celsius und 40-65% relative Luftfeuchtigkeit. Wenn Temperatur und /oder Luftfeuchte über einen längeren Zeitraum stark schwanken, kann dies dazu führen, dass sich z.B. die ins Holz geschlagenen metallenen Stimmwirbel lockern. Dann verlieren die betroffenen Töne an Spannung und sacken in der Höhe ab. Oder aber die Stimmwirbel sitzen plötzlich zu fest im Holz und können nicht mehr gedreht werden. Dann ist das Stimmen kaum noch ohne weiteres möglich. Bei andauernder Feuchtigkeit - etwa, wenn ein Instrument in einem feuchten Keller gelagert wurde - können die Saiten auch anfangen zu rosten und klingen nicht mehr richtig. Umgekehrt kann es bei längerer zu großer Trockenheit - etwa während der Heizperiode oder wenn Ihr Klavier auf einer Fußbodenheizung steht - zu Rissen im Holz kommen, die sich manchmal in unerwünschten schnarrenden Nebengeräuschen bemerkbar machen. 

 

Bei meinem Klavier klingen einige Töne schon kurz nach dem Stimmen wieder komisch - woher kommen die Nebengeräusche?

Dass einzelne oder auch mehrere Töne sich mitunter im Klang verändern oder auch Nebengeräusche entwickeln, muss kein Grund zur Besorgnis sein. Manche dieser Veränderungen sind dem Raumklima geschuldet (siehe oben) und geben sich von ganz allein wieder. Der Klang eines Klaviers oder Flügels ist nie statisch! Manchmal klingt ein Klavier von einem Tag auf den anderen anders als noch am Vortag, wenn sich die klimatischen Bedingungen plötzlich verändert haben. Oder aber die Mechanik ist nicht mehr perfekt eingestellt, so dass plötzlich eine Taste klappert oder eine Saite klirrt. So kann es z.B. sein, dass die Filze der Hammerköpfe nicht mehr exakt gleichmäßig auf die Saiten treffen. All dies ist unser "täglich Brot"; hier können wir mit einer so genannten Regulierung der Mechanik schnell Abhilfe schaffen. Hält Ihr Instrument jedoch kurz nach der Stimmung seine Tonhöhe dauerhaft nicht, könnte das auf einen mechanischen Defekt hindeuten (siehe oben "Lässt sich eigentlich jedes Instrument stimmen?"). Hier stehen wir Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite.